Müllsammelaktion im Gewerbepark Hohenlohe – Ein Interview mit Sandra Grammling, SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH
Modell Hohenlohe
Mit einer Müllsammelaktion, welche Anfang Juni im Gewerbepark Hohenlohe stattfand, setzten über 70 Azubis aus verschiedenen Unternehmen ein Zeichen. Umweltschutz beginnt im Kleinen und bei jedem Einzelnen. Dies war auch der Initiatorin Sandra Grammling von der SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH wichtig zu betonen. An dieser lobenswerten Maßnahme beteiligten sich auch einige, im Gewerbepark ansässige Mitgliedsbetriebe des Modell Hohenlohe e.V.
Interview mit Sandra Grammling, SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH
L.H: „Frau Grammling, gab es solch eine Aktion im Gewerbepark schonmal?“
S.G: „Ich glaube nicht, dass es so etwas schonmal gab. Zumindest konnte ich dies in der Kommunikation mit der Geschäftsführerin des Gewerbeparks, Frau Rohn, nicht entnehmen.“
LH: „Wie sind Sie dann auf diese gute Idee gekommen?“
S.G.: „Meine Kolleginnen und Kollegen der Personalabteilung und ich gehen immer mal wieder in der Mittagspause auf dem Gelände des Gewerbeparks spazieren. Dabei ist uns im März aufgefallen, wie viel Müll im Gewerbepark liegt. Wir haben dann das ein oder andere aufgehoben und mitgenommen. Schnell wurde uns aber bewusst, dass es viel zu viel Müll ist, um alles mitzunehmen.
So entstand die Idee eine Müllsammelaktion zu starten. Wir haben überlegt, welche Gruppe den Müll aufsammeln könnte und kamen auf die Azubis. Diese sind noch nicht allzu sehr ins Unternehmensgeschehen eingebunden. Außerdem kann damit ein Zeichen gesetzt werden, dass es den jungen Menschen nicht egal ist, was mit unserer Welt passiert. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir durch die Aktion hervorheben wollen.
L.H.: „Wie wurde die Aktion an die Auszubildenden kommuniziert und wie haben diese reagiert?
S.G.: „Wir haben uns intern abgestimmt, wie die Aktion aussehen könnte und sind als erstes an den Zusammenschluss des BITs gegangen. Der Berufsinformationstag wird hauptsächlich durch Unternehmen des Gewerbeparks Hohenlohe veranstaltet. Hier haben wir mittels einer kleinen Präsentation den Grundgedanken der Müllsammelaktion vorgestellt. Daraufhin haben sich direkt fünf Ausbilder verschiedener Unternehmen gemeldet und gesagt „wir machen da auf jeden Fall mit“. Von diesem Tatendrang und dem Engagement war ich überwältigt.
Die Idee war auch, den Bildungsaspekt für die Azubis miteinzubringen. Wir bei SWG haben eine Präsentation erstellt und diese an die jeweiligen AusbilderInnen weitergegeben. In dieser 30-minütigen Präsentation erhielten die Azubis ein kurzes Briefing, aber auch Aufklärung darüber, wie lange es dauert, bis welcher Müll verrottet. Eine Zigarette zum Beispiel hat eine Verrottungszeit von bis zu 7 Jahren und enthält ungefähr 700 Schadstoffe und Gifte, die dann wiederrum Boden und Grundwasser verseuchen. Von einigen Punkten war ich in der Recherche selbst erstaunt und hatte das so nicht erwartet.“
L.H.: „Das klingt nach einem großen Mehrwert für alle Beteiligten.“
S.G.: „Genau. Wir hatten auch ein kurzes Video über Mikroplastik eingebaut. Das erklärt, was Mikroplastik ist, wie es zustande kommt und was für Auswirkungen es hat für die Umwelt, Tiere und den Menschen. Plastik ist nicht abbaubar. Es zerfällt und wird klein durch Umwelteinflüsse wie die Sonne, den Wind oder Wellen. So wird es zu winzigen Mikroplastikteilchen. Tiere nehmen das mit der Nahrung auf und Entzündungen und Krankheiten bis hin zum Tod können dadurch ausgelöst werden. Durch die Nahrung nehmen wir Mikroplastik ebenso auf. Das Mikroplastik ist ein echtes Problem! Es verteilt sich im Meer und in der Umwelt, selbst an den abgeschiedensten Orten ist es zu finden. Mir war wichtig dieses Thema auch an die Azubis heranzutragen, zu informieren und ein Bewusstsein zu schaffen.
L.H.: „Wie haben die Azubis auf den Input reagiert?“
S.G.: „Ich hatte das Gefühl, dass die Azubis doch etwas erschrocken waren bezüglich der Verrottung aber auch interessiert am Thema.
L.H.: „Und wird die Aktion wiederholt“?
S.G.: „Es ist noch nichts in Stein gemeißelt, ich würde es aber absolut nicht ausschließen. Sollten wir die Aktion nochmals machen, würden wir sie zwei Monate eher durchführen, damit das Gras noch nicht zu hoch ist. Die Ausbeute war wirklich riesig mit den 45 Müllsäcken, 3 Autoreifen, einem Schachtring und einer Gasflasche. Das war echt einiges.
Ich denke auch, dass die Unternehmen wieder dabei wären, wenn wir sagen, wir machen das nochmal. Vielleicht etabliert es sich auch, und wir machen einmal im Frühjahr so eine Aktion.
L.H.: „Das wäre schön. Aber noch schöner wäre es natürlich, wenn diese Art von Müll gar nicht mehr anfallen würde und es so im Bewusstsein der Menschen wäre, dass es gar nicht mehr nötig ist diesen einzusammeln.“
S.G.: „Ja das stimmt. Ich denke, auch wenn es nur in der Zeitung gelesen wird, kann etwas bei den Menschen angeregt werden. Und wenn es nur ein kleiner Anstoß in die richtige Richtung ist. Dann gibt es schon einen Mehrwert über diese Aktion hinaus.“
L.H.: „Absolut – alles fängt im Kleinen an und jeder kann einen Beitrag leisten. Herzlichen Dank für den spannenden Einblick, Frau Grammling.“
S.G.: „Sehr gerne. Wir freuen uns über Ihr Interesse an der Aktion und sind positiv auf die weitere gemeinsame Zusammenarbeit im Modell Hohenlohe e. V. gestimmt.“
Wir bedanken uns bei Frau Grammling, die dem Modell Hohenlohe e.V. in einem Kurzinterview über die Aktion und deren Hintergründe berichtete.
Quelle: Interview vom 20.06.2022 mit Frau Grammling, SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH
Bildquelle: pixabay
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